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Podiumsdiskussion Landratskanditaten

Landratskandidaten bei Podiumsdiskussion in Schüttorf
Grafschafter Nachrichten | 28.04.2019

Von Günter Plawer
Schüttorf. Am Mittwochabend stellten sich die drei Kandidaten für die Wahl zur Landrätin oder zum Landrat im Schüttorfer „KunstWerk“ den Fragen des Vereins „Wirtschaftsstandort Schüttorf“.

Wer überraschende, neue Antworten von Henni Krabbe, Uwe Fietzek und Volker Pannen auf aktuelle Probleme erwartete, wurde allerdings enttäuscht.
„Was verbinden Sie mit Schüttorf?“ Die Frage zu Beginn eines langen Abends im Kunstwerk gab den drei Kandidaten für die Landratswahl reichlich Gelegenheit, anerkennende Worte für die Stadt und die Samtgemeinde zu finden. So erinnerte sich Volker Pannen an seine Jugend und die vielen Verbindungen unter Freunden, aber auch an das Schüttorf Open Air. „Es sind aber auch die vielen neidvollen Blicke aus Bad Bentheim in die Nachbargemeinde, wenn es um wirtschaftlichen Erfolg und Geschlossenheit bei wichtigen Fragen geht“, so Pannen. Für Uwe Fietzek ist Schüttorf schlicht eine „Boomtown“ mit einem hohen Grad an Toleranz und einer guten Mischung aus Geschichtsbewusstsein und Innovation. Henni Krabbe kann zwar nicht von direkten Beziehungen berichten und ordnet Schüttorf dafür in die Familie der Grafschafter Kommunen ein, mit allen Stärken und Schwächen.

Geführt von Jelena Ruschulte gab es eine Rundreise durch die aktuelle Grafschafter Themenwelt. Es ging um den Fachkräftemangel, den Schienennahverkehr, den Mobilfunk sowie um die Servicefreundlichkeit der Verwaltung. Neue und überraschende Antworten der drei Podiumsgäste gab es dabei allerdings nicht. Beim Fachkräftemangel setzt Uwe Fietzek auf eine Imageverbesserung des Handwerks, damit dies für Berufsanfänger attraktiver wird. Nicht jeder, so Fietzek, müsse zum Gymnasium. Henni Krabbe will die Rahmenbedingungen verbessern und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördern. Dazu wünscht sie sich mehr innerbetriebliche Fortbildungen und Aufstiegschancen. Volker Pannen gab zu bedenken, dass man es allein ohnehin nicht schaffen könne und die Wirtschaft auf Zuwanderung angewiesen sei. Er schlägt vor, die Qualifizierung von ausländischen Arbeitnehmern zu fördern, die oft nur kurz bleiben und zum Teil in prekären Arbeitsverhältnissen arbeiten.

Gute Vorsätze für die Verbesserung der Kundenfreundlichkeit der Verwaltung hatten ebenfalls alle drei Kandidaten. Fietzek bekannte sich zunächst zu den Versäumnissen in der Vergangenheit, die es in einem Bereich der Kreisverwaltung gegeben hat. Er versprach hier deutliche Abhilfe. In Zukunft soll es, so Fietzek, vor allem die Digitalisierung sein, die es den Bürgern erleichtert, ihre behördlichen Angelegenheiten zu erledigen. Henni Krabbe stellte die Frage, ob alle Vorschriften notwendig sind, und schlug vor, einige probeweise außer Kraft zu setzen. Volker Pannen wünscht sich eine Verwaltung, die als verlässlicher Partner der Bürger und der Unternehmen fungiert und in angemessenen Zeiträumen Entscheidungen trifft.

Unterschiedliche Antworten gab es beim Thema Mobilfunk. Alle drei sehen das als Standortnachteil, allerdings, so Fietzek, sind dem Kreis die Hände gebunden. Das EU-Recht lasse, anders als beim Breitbandnetz, keine eigenen Initiativen zu. Das sieht Henni Krabbe anders und meint, man solle nach einer Fristsetzung selbst Funkmasten aufstellen. Dieser Vorschlag, so entgegnete ihr Fietzek, sei „unseriös“. Volker Pannen setzt auf mehr Konkurrenz und so den Druck auf die Anbieter erhöhen, denn das habe in Bad Bentheim schon beim Breitband gut funktioniert.

Zum Abschluss des Abends standen die „weichen“ Standortfaktoren im Fokus. Lobende Worte wurden für das kulturelle Angebot gefunden. Allerdings gab es bei der drohenden mangelnden Gesundheitsversorgung unterschiedliche Meinungen: Für Henni Krabbe sind es drei Bausteine, die Abhilfe schaffen sollen. Zum ersten sollen hiesige Abiturienten, die Medizin studieren wollen, frühzeitig angesprochen werden, damit sie nach ihrer Ausbildung wieder zurückkommen. Eine persönliche Bindung sei wichtiger als ein Stipendium. Zweiter Baustein soll die Fortbildung von medizinischen Fachangestellten und der Ausbau der Telemedizin sein. Weiterhin sollen Synergien bei den vorhandenen Ärzten genutzt werden, sodass zum Beispiel nur ein Arzt für ein Pflegeheim zuständig ist. Pannen hingegen machte deutlich, dass die ärztliche Unterversorgung vor allem ein Problem der Niedergrafschaft ist. Er verwies auf die schon gemachten Schritte. So gibt es eine gute Zusammenarbeit mit er Euregioklinik und dem Grafschafter Ärztenetz. Die Nordhorner Klinik habe ohnehin ein Interesse daran, dass die Patienten bei der Suche nach medizinscher Hilfe nicht zu anderen Krankenhäusern abwandern. Für Fietzek sind es vor allem die Rahmenbedingungen, die den Zuzug von Ärzten bestimmen. Medizinische Versorgungszentren seien dafür eine gute Möglichkeit.

Am Ende des Abends gab es von den Gästen im Kunstwerk freundlichen Applaus. Es war der erste und einzige. Offensichtlich hatte keine der Antworten sie vorher dazu bewegen können.
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