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Flüchtlinge

Wie finden Flüchtlinge in Schüttorf Arbeit?
Grafschafter Nachrichten | 15.10.2015

Von Frauke Schulte-Sutrum
Wirtschaft und Flüchtlinge – wie passt das in Schüttorf zusammen? Zu diesem Thema haben sich erstmals Vertreter der örtlichen Unternehmen, des Arbeitskreises Flüchtlingshilfe und der Verwaltung zusammengesetzt.

Schüttorf. Zu Beginn des Treffens schwirrten viele Fragezeichen durch den Sitzungssaal im Schüttorfer Rathaus.
Zu einem erstmaligen Austausch hatten sich der Vorstand der Interessentenvertretung „Wirtschaftsstandort Schüttorf“ (WISEV), Helfer des Arbeitskreises (AK) Flüchtlingshilfe, Mitarbeiter der Samtgemeindeverwaltung und Samtgemeindebürgermeister Manfred Windhaus am Montagabend getroffen.

Schnell brachten die Vertreter von WISEV und des AK die Fragen auf den Tisch, die ihnen auf den Fingernägeln brannten: „Wie können wir Flüchtlingen helfen, Arbeit zu finden? Und was müssen wir zuerst tun?“ WISEV-Vorsitzender Rüdiger Köhler wollte zudem wissen, wie ein Arbeitgeber herausfinden kann, ob der mögliche Arbeitskollege aus dem Ausland qualifiziert genug ist.

Antworten brachten Eva Paetzold von der Agentur für Arbeit Nordhorn und Sabine Stockhausen vom Grafschafter Jobcenter mit. Beide Behörden arbeiten eng vernetzt. Eva Paetzold hat vor einigen Wochen ihre Arbeit als Arbeitsvermittlerin mit dem Schwerpunkt Flüchtlinge aufgenommen. „An erster Stelle steht, die deutsche Sprache zu lernen – noch während der Asylantrag beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge geprüft wird. Die Sprache ist das größte Problem“, diesen Punkt machte nicht nur Eva Pätzold an diesem Abend mehrfach deutlich. Parallel zu den Sprachkursen beginnt die Beratung bei der Agentur für Arbeit. „Wir üben auch, Bewerbungen zu schreiben und Vorstellungsgespräche“, sagte Pätzold.

Ist der Flüchtling anerkannt, wird das Jobcenter für die Arbeitsmarktintegration zuständig. Hier beginnt die Arbeit von Sabine Stockhausen. Sie berät Menschen mit ausländischen Berufs- und Studienabschlüssen. Dabei prüft sie unter anderem, welche Qualifizierungen die Flüchtlinge mitbringen und ob der Abschluss in Deutschland überhaupt anerkannt wird. Falls nicht, wären Weiterbildungen eine Lösung, sagte Stockhausen. Zudem informiert sie Unternehmen vor Ort über die berufliche Anerkennung möglicher (ausländischer) Arbeitnehmer.

Ein Praktikum – das oft von der Agentur für Arbeit finanziert wird – sei die beste Möglichkeit zu sehen, welche Fähigkeiten der Migrant mitbringt und ob er in die Firma passt, verdeutlichte Eva Paetzold. Außerdem bringe es Struktur in den Alltag eines Arbeitssuchenden. „Und sie lernen vor Ort am besten Deutsch“, zählte die Arbeitsvermittlerin ein weiteres Argument auf. Oft sei die Mobilität allerdings ein Problem, denn viele ausländische Führerscheine werden in Deutschland nicht anerkannt. Innerhalb der ersten drei Monate dürfe ein Flüchtling übrigens auch nur in dem Bundesland reisen, dem er zugewiesen wurde.

Syrer haben bessere Bleibechancen  „Die größten Chancen, in Deutschland anerkannt zu werden, haben Syrer“, informierte Ellen Kuchenbuch, zuständige Sachbearbeiterin in der Verwaltung. Syrer seien außerdem oft sehr gut ausgebildet, ergänzte Sabine Stockhausen. Menschen aus den Balkanstaaten hätten nur geringe Bleibechancen, daher sollten Arbeitgeber überlegen, auf welche Nationalität sie ihren Fokus richten.

Ab wann darf ein Flüchtling eigentlich arbeiten, lautete eine weitere Frage. Erste Chancen auf Arbeit ergeben sich erst nach einer Wartefrist von drei Monaten. Dann muss die Behörde prüfen, ob es einen in Deutschland wohnenden Bewerber gibt, der ebenfalls für den angebotenen Job infrage käme. Diese Vorrangprüfung entfällt nur bei anerkannt qualifizierten Fachkräften sowie bei Migranten, die sich mindestens 15 Monate rechtmäßig in der Bundesrepublik aufhalten, informierten Paetzold und Stockhausen.

Den ersten Austausch sahen sowohl WISEV als auch der Flüchtlingskreis als sehr effizient an. Beide wollen sich ab sofort miteinander vernetzen. Vorgeschlagen wurden zum Beispiel Fahrdienste für Kindergartenkinder. Trotz aller Anstrengungen waren sich abschließend alle sicher, gemeinsam mögliche Probleme rund um den Flüchtlingszulauf zu lösen. „Wir wollen erreichen, dass es völlig normal ist, mit anderen Kulturkreisen zusammenzuarbeiten“, sagte Rüdiger Köhler stellvertretend für die WISEV-Mitglieder.

Angesichts der steigenden Flüchtlingszahlen bittet Manfred Windhaus die Schüttorfer Bürger weiterhin um Unterstützung: „Wir sind immer auf der Suche nach Wohnraum. Auch neue Flüchtlingspaten können sich gerne melden.“

80 weitere Asylsuchende bis Januar  Schüttorf erwartet bis Januar etwa weitere 80 Asylsuchende, teilt Ordnungsamtsleiter Uwe Egbers mit. Aktuell halten sich 66 Familien und 156 Einzelpersonen in der Vechtestadt auf, darunter 57 Syrer (meist junge Männer), 39 Serben, 33 Albaner, gefolgt von sechs Irakern.

Mit rund 80 Menschen sind die 18- bis 40-Jährigen am stärksten vertreten.
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